Härterei Lexikon

Hier finden Sie häufig verwendete Begriffe und andere Informationen rund um das Thema Härten.

Eine Übersicht der von uns durchführbaren Wärmebehandlungsverfahren sowie weitere detaillierte Informationen finden Sie unter der Rubrik Verfahren.

Für alle weiteren Fragen rund um die verschiedenen Verfahren der Wärmebehandlung erreichen Sie uns auch über unsere Kontaktseite.

Wir beraten Sie gerne!


Weitere Einträge zum Buchstaben 'A':

    Anlassen oder Bläuen

    Als Anlassen (oft auch „Bläuen“ genannt) wird in der Härtetechnik der Vorgang beschrieben, bei dem das behandelte Werkstück nach dem eigentlichen Härteprozess in einem Niedrigtemperaturverfahren erneut erwärmt wird. Das Anlassen ist oft notwendig um der durch das Härten geringeren Festigkeit (abhängig vom gewünschten Härtegrad) entgegenzuwirken. Mit dem Anlassen lassen sich sowohl der Härtegrad, als auch die Festigkeit korrigieren (Härtegrad minimieren und Festigkeit erhöhen). Zusätzlich lassen sich durch das Anlassen anwendungsspezifische Werkstoffeigenschaften erzielen.

    Der typische Temperaturbereich beim Anlassen variiert zwischen 160 und 550 Grad Celsius. Das Anlassen erfolgt in der Regel in einer Anlasskammer (schnelle Durchwärmung mittels Luftumwälzung), die zusätzlich mit Schutzgas gefüllt werden kann. Der Einsatz von Schutzgas wird nötig, wenn bei hohen Temperaturen angelassen wird. Das Schutzgas verhindert die ein Oxidieren der Werkstoffoberfläche. Die Anlassdauer ist im Normalfall abhängig von der Anlasstemperatur, wobei beim Hochtemperatur-Anlassen längere Haltezeiten üblich sind. Die Variation der Anlassdauer kann von einigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden betragen, wobei ein Anlassen bei hoher Temperatur und kurzer Dauer den gleichen Effekt hat, wie lange Anlasszeiten bei geringen Temperaturen. Mathematisch beschrieben wird diese Austauschbarkeit durch den Hollomon-Jaffe-Parameter:

    Hollomon-Jaffe-Parameter

    Generell sind die folgenden Anlassstufen in der Härtetechnik von Bedeutung:

    • 1. Anlassstufe von 80 °C bis 200 °C
      Je nach Kohlenstoffgehalt geht Martensit über in α + ε-Carbide oder das Martensit  ist nicht oder nur minimal tetragonal verzerrt, wodurch eine Veränderung der kristallinen Struktur nicht stattfindet.
    • 2. Anlassstufe von 200 °C bis 320 °C
      Es kommt zu einem Zerfall von Restaustenit und es kommt zu einer Bildung von Carbide und Ferritbereiche.
    • 3. Anlassstufe von 320 °C bis 520 °C
      Der Härtegrad wird deutlich reduziert, bei einem gleichzeitigem einstellen des Gleichgewichtsgefüges aus Zementit und Ferrit.
    • 4. Anlassstufe oberhalb von 500 °C
      Es kommt zu einer Einformung und Koagulation der Zementitteilchen.

    Beim Anlassen werden Versprödungserscheinungen beobachtet, die es im Vorfeld zu beurteilen gilt.

    « zurück